Das Institut für Pferdegestützte Interventionen / Reittherapie bietet Dir eine qualitativ hochwertige und praxisnahe berufsbegleitende Weiterbildung mit Abschluss als Reittherapeut/in bzw. Fachkraft für pferdegestützte Interventionen. Wir sind vom Berufsverband für Fachkräfte Pferdegestützter Interventionen (www.berufsverband-pi.de) zertifiziert und haben in der Weiterbildung von Reittherapeuten seit 1997 Erfahrung.
Unsere Weiterbildung richtet sich an Dich, wenn Du zukünftig professionelle pferdegestützte Angebote in Dein bisheriges Arbeitsfeld integrieren oder Dich damit selbstständig machen möchtest. Die Weiterbildung vereint therapeutische und pädagogische Elemente. Sie ist gleichermaßen geeignet für Personen, die heilkundliche Berufe ausüben und hier die Pferde eher in therapeutische Handlungsfelder integrieren möchten, als auch für Personen, die Pferde in pädogogischen Settings, z.B. für integrative Gruppen etc., einsetzen.
Die Weiterbildung ist so angelegt, dass Du Dich mit Hilfe der vermittelten Inhalte und auf der Basis Deines Grundberufs selbst konzeptualisieren kannst. Dies ermöglicht einerseits unser adaptives Fallkonzeptions- und Interventionssystem und andererseits die fachübergreifende ressourcenorientierte Fundierung, welche das pferdegestützte Handlungsfeld abstecken.
Die Weiterbildungsinhalte werden in enger Verzahnung von Theorie, Selbsterfahrung, angeleiteter praktischer Arbeit und Supervision vermittelt.
Hier geht es zu den Terminen.
Überblick
- Berufsbegleitende und zertifizierte Weiterbildung
- Insgesamt 600 UE (zusammengesetzt aus Präsenzkursen 280UE, Praktikum 40UE, Selbststudium, Fallarbeit und Pferdeausbildung)
- Dauer insgesamt ca. 2 Jahre (ca. 14 Wochenenden)
- Kosten 5.400,00 €
- Kleine Gruppen mit max. 14 Teilnehmern
- Eigene Pferde können zu den meisten Praxiswochenenden mitgebracht werden
- Inhaltlich gliedert sich die Weiterbildung in 5 Blöcke.
- Die Ausbildung des Therapiepferdes
- Grundlagen der therapeutischen Arbeit mit Klienten
- Die Organisation in der pferdegestützten Praxis
- Spezialisierungen und Methoden
- Fallarbeit / Supervision
- Solltest Du innerhalb der Ausbildung eine Pause wegen Schwangerschaft, Krankheit o.ä. benötigen, kannst du einzelne Blöcke zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen.
Zertifizierungvoraussetzungen
Folgende Voraussetzungen sind Grundlage für eine Zertifizierung zur Fachkraft PI/Reittherapie nach PIRT (keine Zugangsvoraussetzung):
-
- Abgeschlossener heilkundlicher, pädagogischer, oder sozialen Grundberuf: Die pädagogische und therapeutische Arbeit mit Mensch und Pferd sollte auf der Grundlage angemessener beruflicher Ausbildung (heilkundlicher oder pädagogischer oder sozialer Grundberuf) praktiziert werden. Wenn Du die Voraussetzungen nicht erfüllst, entscheidet die Institutsleitung über die Zulassung bzw. Zertifizierung auf der Grundlage eines Eignungsgesprächs und der von Dir eingereichten Nachweise Deiner Berufspraxis/Erfahrungen/Weiterbildungen.
- Pferdeerfahrung
- Die Pferdefachliche Qualifikation des Berufsverbandes und/oder ein Reitabzeichen (wie z.B. Geländereiter (VFD), Abzeichen Bronze IPZV, RA 5 der FN (vormals Reitabzeichen IV), Westernabzeichen 5)
- Wenn Du über ausreichende Pferde-/Reiterfahrung verfügst, jedoch kein Abzeichen vorweisen kannst, und Dir das Ablegen der Pferdefachlichen Qualifikationen nicht möglich ist, kann durch uns eine Einzelfallprüfung abgenommen werden.
- Nachweis eines mindestens 40 Stunden umfassenden Praktikums in einer
Einrichtung, die pferdegestützte Interventionen anbieten (vorzugsweise bei Kooperations-
einrichtungen des PIRT oder des Berufsverbandes PI) - Nachweis über die feine Kommunikation mit dem Pferd am Leitseil und in der Freiarbeit per Videovorstellung. Die Fertigkeiten werden im Rahmen der Ausbildung vermittelt. Ein Pferd zum Üben sollte Dir außerhalb der Ausbildung zur Verfügung stehen.
- Nachweis über insg. 3 Wahl-Pflicht-Fächer aus dem Bereich Methoden/Spezialiserung (aus unserem Fortbildungsbereich)
- Arbeit mit Klienten/Fallvorstellung: Die Arbeit mit Klienten wird im Rahmen der Ausbildung vermittelt. Klienten werden eigenständig von Dir gesucht. Unser PIRT-Netzwerk von Absolvent*innen steht Dir bei Bedarf unterstützend zur Verfügung.
- Videobasierte Vorstellung von 2 Fällen pferdegestützter Arbeit mit Klienten in der Ausbildungsgruppe mit Supervisor*in.
- Dokumentierte und videobasierte Vorstellung eines abgeschlossenen Falls mit mindestens 15 Sitzungen pferdegestützter Arbeit
- Abschlusskolloquium: Anhand eines Falles, der Dir in schriftlicher Form ausgehändigt wird, werden nach einer 30-minütigen Vorbereitungszeit die diagnostisch-interventiven Überlegungen und Hintergründe des Vorgehens besprochen.
- Vollständige Bezahlung der Ausbildungsgebühr
Lizenzverlängerung
Damit der Titel „Fachkraft für Pferdegestützte Interventionen / Reittherapie nach PIRT“ jedes Jahr weitergetragen werden darf, wird eine weiterführende fachliche Auseinandersetzung in Form von Fortbildungen vorausgesetzt. Diese kannst Du am PIRT oder anderen vom Berufsverband anerkannten Institutionen absolvieren. Auch Fortbildungen im Rahmen Deines sozialen/heilkundlichen/pädagogischen Grundberufes werden anerkannt.
Fachliche Fundierung des PIRT – Konzepte und Inhalt
Wir gehen bei unserer Weiterbildung von den Selbstheilungsfähigkeiten und der Resilienz des Menschen aus, integrieren die modernen neurobiologischen Erkenntnissen der Humanwissenschaften und leiten ein entsprechend ressourcenorientiertes Vorgehen ab.
Dabei sehen wir die befriedigende Teilhabe am gesellschaftlichem Lebensprozess als ein grundsätzliches menschliches Ziel. Den neurobiologischen Erkenntnissen folgend (siehe auch GRAWE – Neuropsychotherapie – Hogrefe 2005) ist dieses Ziel dann zu erreichen, wenn es möglich ist, die menschlichen Bedürfnisse nach Kontrolle, Bindung, Selbstwerterhöhung und Lustgewinn zu befriedigen.
Diese Bedürfnisse sind biologisch determiniert. Abhängig davon, wie es dem Individuum im Rahmen seiner Sozialisationsbedingungen gelingt, diese Bedürfnisse zu befriedigen, also welche Erfahrungen es macht, entwickelt sich sein diesbezügliches psychisches System. Diese Erfahrungen speichern sich neuronal im Gehirn ab und stehen dann als Kompetenzen zur Bewältigung der Lebensanforderungen zur Verfügung. Dabei gilt, je mehr Fähigkeiten einem Individuum zur Verfügung stehen, umso besser (konsistenter) kann es seine Grundbedürfnisse befriedigen und umso größer ist demzufolge sein psycho-biologisches Wohlbefinden.
Ziel jeder Behandlung sollte also die Förderung der Fähigkeit des Individuums sein, seine Grundbedürfnisse konsistent zu befriedigen. Umgesetzt auf die pferdegestützte Arbeit heißt das, diese so zu gestalten, dass der/die Klient*in mit dem Pferd entsprechend selbstwerterhöhende, bindungsfördernde, kontrollbefriedigende und lustbetonte Erfahrungen machen kann und dadurch seine/ihre diesbezüglichen Kompetenzen erhöht, was zu einer individuellen Weiterentwicklung und Förderung der Resilienz beiträgt.
Da der Mensch als bio-psycho-soziale Einheit zu begreifen ist, stellen sich auch alle diesbezüglich gemachten Erfahrungen auf jeder dieser Ebenen (bio-psycho-sozialer „Erfahrungsspeicher“) dar.
Legt man diese These zugrunde, sollten in die konzeptionellen Überlegungen zur Gestaltung des therapeutischen Prozesses einerseits die körperliche, psychische und soziale Ebene und andererseits die individuelle Lerngeschichte des Klienten einbezogen werden.
Aus diesen Erkenntnissen wiederum ergeben sich für jede moderne Therapie und eben auch für die pferdegestützte Therapie entsprechende Schlussfolgerungen, wie z.B.:
Jede „Störung“ ist ein kreativer Versuch des Organismus zur Befriedigung seiner Grundbedürfnisse und demzufolge erst einmal sinnvoll.
Das Pferd als therapeutisches Medium
Der Einsatz des Pferdes als interventives Medium hat im Rahmen der Behandlung von psychischen und körperlichen Störungen, Krankheiten, Behinderungen und Entwicklungsverzögerungen aber auch im Bereich der Förderung, der Heilpädagogik und Intergation in den letzten Jahren eine sehr erfolgreiche und erfreuliche Entwicklung genommen. Diese Entwicklung geht letztlich auch auf die durch diese Arbeit erreichten und erreichbaren Erfolge zurück.
Auch bezüglich der Betrachtungsweise und des Einsatzes des Pferdes befinden wir uns innerhalb des ganzheitlichen Konzeptes. Unsere Pferde werden respektvoll, artgerecht und fachkundig behandelt und in die therapeutische Arbeit integriert. Auch unser Therapiepartner Pferd ist als bio-psycho-soziales Wesen zu verstehen und ermöglicht auch auf jeder dieser Ebenen ein Therapieangebot.
Dementsprechend geht es beim Einsatz des Pferdes in der therapeutischen Arbeit z.B. um Aufbau und Gestaltung von Beziehung zum Pferd, um Führung und sich Führen lassen, um Gleichgewicht, Spannung und Entspannung im körperlichen und psychischem Sinne, um Selbst- und Fremdwahrnehmung, um Selbstbewusstsein und -wertgefühl, um soziale Kompetenz, und, und … und eben auch um ein freud- und lustbetontes Arbeiten.
Inhalte
Die Arbeit mit dem Pferd
1. Basics Pferd
- Lebensraum
- Haltung
- Pflege
- Ernährung
- Gesundheit, Krankheiten
2. Psychologie und Verhalten
- Fluchttier, Bewegungstier
- Sozialwesen – soziale Struktur der Gruppe/Herde
- Kommunikation
3. Natürlicher Respekt und Führungskompetenz
- Pferdesprache/Körpersprache
- Aufbau und Gestaltung einer Beziehung zum Pferd
- Aufbau von natürlichem Respekt und Führungskompetenz
4. Ausbildung des Therapiepferdes
- Auswahl des Pferdes
- Beurteilung der Möglichkeiten des Pferdes (körperlich, psychisch)
- Gewöhnung und Vertrautmachen mit therapeutischen Arbeitsmaterialien
5. Die Arbeit mit dem Pferd als Therapiepartner
- Möglichkeiten des Einbezugs des Pferdes in die interventive Arbeit
- Pferd als Beobachtungsobjekt
- Pferd als Spiegel
- Pferd als Projektionsfläche
- Pferd als Fördermedium
- Pferd als Modell
- Arbeit mit dem Pferd am Boden (Führen, Leitseil, Freiarbeit)
- Arbeit mit dem Pferd an der Longe/Doppellonge
6. Die Ausrüstung des Therapiepferdes
- Voltigiergut & Pad
- Aufstiegsmöglichkeiten, Aufstiegshilfen
- Zäumungen
Die pädagogische und therapeutische Arbeit
1. Grundlagen – Psychologie und Interventionen
- Neurowissenschaftliche Basis
- Systemischer, humanistischer, tiefenpsychologischer, verhaltenstherapeutischer Ansatz und der Einsatz des Pferdes in diesen Settings
- Das bio-psycho-soziale Modell
- Ressourcen und Resilienzen
- Spezifische Störungsbilder
- Organisatorisches Handeln und „Erstintervention“ bei Suizidgefährdung
- Grundlagen diagnostischen Handelns
- Befunderfassung und Dokumentation
2. Entwicklungspsychologie
- Grundlagen
- Entwicklungspathologie
- Die verschiedenen Entwicklungsetappen und Entwicklungsaufgaben und Möglichkeiten der pferdegestützten Interventionen
3. Förderpädagogische Arbeit
- Grundlagen der Pädagogik, Heil- und Förderpädagogik
- Erarbeitung eines Karteikartensystems zur förderpädagogischen Arbeit mit dem Pferd
4. Grundlagen der Körperarbeit
- Anatomisch-physiologische Grundlagen
- Bewegungslehre
- Körperliche Störungen/Krankheiten
- Grundlagen der Hippotherapie
- Übungen und Selbsterfahrung mit hippotherapeutischen Techniken
- Selbsterfahrung auf dem Pferd (Centered Riding nach Sally Swift, Hippotherapeutische Arbeit)
5. Spezielle Themen oder Störungsbilder
- Pferdegestützte Ansätze bei speziellen Themen oder Störungsbildern (Themen können in Form von „Wahl-Pflicht-Fächern“ individuell zusammengestellt werden) , z.B. Caoching und Persönlichkeitsentwicklung mit Pferd, Hyperaktivität, aggressives Verhalten, geistige Behinderung, Multiple Sklerose, Borderlinestörung, Trauma)
6. Das therapeutische Basisverhalten
(Selbsterfahrendes praktisches Lernen)
- Grundlagen der Kommunikation und Gesprächsführung
- Gesprächsführung im Einzel- und Gruppensetting
- Gesprächsführung mit Kindern
- Therapeutische Grundhaltungen
- Ressourcenaktivierende Interventionen
- Techniken vom Rollenspiel, Psychodrama und systemischen Ansätzen
7. Die pferdegestützte Fallkonzeption
- Einführung und Übungen mit dem PIRT-Modell der Fallkonzeption anhand von Fällen
8. Supervision
- Alle Teilnehmer stellen 2 Fälle zur Supervision vor, wobei ein Fall als Verlaufsfall zwei Mal (in der Konzeptionsphase und im Verlauf der pferdegestützten Intervention) vorgestellt wird. Der 2. Fall wird in der Konzeptionsphase vorgestellt. Die Fallvorstellungen erfolgen videogestützt.
9. Organisation – Pferdegestützte Praxis
- Rechtliche Hintergründe, Verträge
- Grundlagen Versicherung
- Finanzierungsmöglichkeiten, Finanzamt, Steuern, Kontoführung, Kassenbuch, Werbung, Öffentlichkeitsarbeit
- Formblätter zur Zusammenarbeit mit Institutionen, Ärzten, Kollegen, Entwicklung von Flyern …
- Qualitätssicherung/-management in der pferdegestützten Praxis (z.B. Dokumentation der pferdegestützten Arbeit und Evaluation dieser)